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Zwischen Wunsch und Wirklichkeit chinesischer und deutscher Automobilhersteller

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Noch bleibt der Ansturm auf chinesische Autos aus, doch das Elektroauto-Segment dürfte dieses Jahr deutliche Zuwächse aus China verzeichnen

Der chinesische Autokonzern BYD hat im letzten Quartal des Jahres 2023 erstmals weltweit mehr Elektroautos verkauft als jeder andere Hersteller und damit sogar Elektroauto-Vorreiter Tesla aus den USA überholt. Und auch generell hat China mit geschätzten 5 Millionen Fahrzeugen eine stattliche Summe an Autos exportiert und damit wahrscheinlich Platzhirsch Japan von der Spitze der weltgrößten Autoexporteure vertrieben (auch wenn in diese Zahl in China von allen Herstellern produzierte Fahrzeuge miteinfließen). Die finalen Zahlen werden Ende Januar veröffentlicht. Auch in Deutschland gingen chinesische Autohersteller mit Roadshows, Probefahrten, Modelloffensiven und günstigen Preisen im letzten Jahr in die Offensive. Die Realität zeigt aber: Chinesische Autohersteller laufen den deutschen Herstellern in Deutschland noch lange nicht den Rang ab. Das zeigen die Neuzulassungszahlen von Personenkraftwagen des Kraftfahrbundesamts (KBA) für das Jahr 2023. Zwischen Januar und Dezember wurden in Deutschland insgesamt 2,84 Millionen Neuwagen zugelassen, ein Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 33.699 Fahrzeuge kommen davon aus dem Reich der Mitte, was jedoch einem mageren Anteil von 1,2 Prozent an allen Neuzulassungen im Jahr 2023 entspricht. Deutsche Hersteller* kommen dagegen auf einen Anteil von 53,4 Prozent. Es gibt für die chinesischen Autobauer also noch viel Spielraum nach oben. Denn der Anteil an den gesamten Neuzulassungen stieg nur um 0,4 Prozentpunkte von 0,8 Prozent auf 1,2 Prozent, der Anteil deutscher Hersteller von 51,9 Prozent auf 53,4 Prozent.

**Bei den zugelassenen Pkw chinesischer Hersteller handelt es sich jedoch fast ausschließlich um Elektroautos
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Bei den zugelassenen Pkw aus China handelt es sich jedoch fast ausschließlich um Elektroautos. 85 Prozent der Neuzulassungen sind reine Stromer, 2022 betrug der Anteil elektrischer Pkw an neuzugelassenen Pkw aus China nur 40,7 Prozent. Und: Gegenüber 2022 ist die Zahl neuzugelassener Pkw von chinesischen Herstellern um 47,6 Prozent gestiegen. Doch auch die Auswahl ist größer geworden. Gab es 2022 drei Anbieter auf dem deutschen Markt, so kann man mittlerweile Modelle von 7 verschiedenen Anbietern wählen (Aiways, BYD, GWM, Lynk & Co, Maxus, MG Roewe, Nio). Deutsche Hersteller kamen dagegen auf einen reinen Elektroantrieb-Anteil von 16 Prozent an allen Neuzulassungen, gegenüber 14,4 Prozent im Jahr 2022.

Neuzulassungen von Personenkraftwagen von Januar bis Dezember 2023 nach Herstellern
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Quelle: KBA, ING Economic & Financial Analysis
Das Ende der E-Auto-Förderung (Umweltbonus) könnte den chinesischen Herstellern in die Karten spielen

Betrachtet man den Anteil an reinen Elektroautoneuzulassungen, so konnten deutsche Marken ihren Anteil steigern: 4,3 Prozentpunkte ging es rauf, auf 46,4 Prozent. Aber chinesische Hersteller haben die Verfolgung aufgenommen: Der Marktanteil chinesischer Hersteller an reinen Elektroauto-Zulassungen betrug in diesem Jahr schon 5,5 Prozent gegenüber 2,0 Prozent im Jahr 2022. Und mit der ausgelaufenen Förderung von Elektroautos zum 18. Dezember 2023 könnten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil in diesem Jahr deutlich steigern. Denn die Modelle liegen ab Grundpreis im Schnitt 24 Prozent unter den Preisen für Elektromodelle deutscher Hersteller. Lediglich die chinesische Marke Nio bot ihre Modelle im deutlich oberen Preissegment an, hat die Listenpreise mittlerweile allerdings ebenfalls stark nach unten angepasst. Zwar gewähren einige Hersteller bis zum 31.03.2024 Nachlässe. Doch auch hier sind chinesische Anbieter wie Nio mit dabei. BYD hat sogar den Listenpreis einiger Modelle dauerhaft gesenkt.

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Quelle: Hersteller, ING Auswertung, Stand: 16.01.2024

Die Preisgestaltung chinesischer Hersteller hat im letzten Jahr die Europäische Union auf den Plan gerufen, die der chinesischen Regierung vorwirft, durch massive staatliche Subventionen die Preise künstlich niedrig zu halten. Eine Untersuchung läuft seit Oktober 2023, bis zu 13 Monate kann diese andauern. Das Resultat könnten höhere Zölle für chinesische Fahrzeuge als die bestehenden 10 Prozent auf Autoimporte in die EU sein.

Ohne SUV im Modellangebot geht es nicht

Doch ohne einen SUV im Angebot wird es für egal welchen Hersteller auf dem deutschen Markt schwer. Denn nach wie vor dominiert die Nachfrage nach SUVs die Neuzulassungsliste nach Segmenten in Deutschland deutlich. 30,1 Prozent aller neu zugelassenen Pkw waren SUVs, immerhin ein knappes Drittel davon mit rein elektrischem Antrieb. Und die haben auch die chinesischen Hersteller im Angebot.

*Audi, BMW, MAN, Mercedes, Mini, Opel, Porsche, Smart, VW

Autor: Inga Fechner