ROUNDUP: Airbus holt MTU-Chef und verdient mehr - Aktie an Dax-Spitze

2024-10-31T09:56:13.000+01:00

TOULOUSE/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus <NL0000235190> steuert trotz eines überraschend guten Sommers auf ein turbulentes Jahresende zu. Das Ziel von 770 Flugzeug-Auslieferungen in diesem Jahr bleibe eine schwierige Aufgabe, sagte Vorstandschef Guillaume Faury am Mittwochabend in Toulouse. Unterdessen luchst der Flugzeugbauer dem Münchner Triebwerkshersteller MTU <DE000A0D9PT0> den Chef ab: Lars Wagner soll künftig die größte Airbus-Sparte leiten und auf diesem Posten Christian Scherer ablösen. An der Börse kamen die Neuigkeiten am Donnerstag gut an.

Kurz nach Handelsbeginn legte die Airbus-Aktie um gut drei Prozent auf 144 Euro zu und war damit klarer Spitzenreiter im Dax <DE0008469008>. Für die ebenfalls im Dax gelistete Aktie von MTU ging es hingegen um ein Prozent auf 302,90 Euro abwärts. Beide Papiere hatten in diesem Jahr bereits Rekordkurse erreicht - Airbus Anfang März bei fast 173 Euro und MTU erst in der vergangenen Woche bei 314,80 Euro.

Die Airbus-Aktie ist derzeit deutlich von ihrem Spitzenniveau ein gutes Stück entfernt. Im bisherigen Jahresverlauf steht trotz der Aufschläge nach den Zahlen zum dritten Quartal nur ein kleiner Gewinn auf der Kurstafel. Damit hinkt das Papier dem Dax deutlich hinterher, der seit Ende 2023 rund 14 Prozent zulegte.

Wagners Wechsel zu dem Flugzeughersteller ist eine Überraschung. Sein Vertrag bei dem Triebwerksbauer läuft noch bis Ende kommenden Jahres. Erst 2026 soll er zu Airbus wechseln. Wann genau er dort Scherers Aufgaben übernimmt, ließ Faury offen. Es sei eine Übergangsphase geplant.

Bei dem Flugzeughersteller ist Wagner kein Unbekannter. Nicht nur baut MTU an Antrieben für viele Airbus-Typen mit - darunter der stark gefragte Mittelstreckenjet A320neo und der Kampfjet Eurofighter. Vielmehr hatte Wagner vor seinem Antritt bei MTU im Jahr 2015 in mehreren Führungsfunktionen bei Airbus gearbeitet - zuletzt in Hamburg.

Bei MTU war er Anfang 2023 nach mehreren Jahren als Technik-Vorstand an die Spitze aufgerückt und hatte dort den langjährigen Chef Reiner Winkler abgelöst. "Seine Entscheidung, das Unternehmen nach Erfüllung des aktuellen Vertrags verlassen zu wollen, habe ich mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen", sagte Aufsichtsratschef Gordon Riske. Der Aufsichtsrat werde sich nun kurzfristig mit der Klärung der Nachfolge befassen.

Anders als Wagner bei MTU will Faury den Chefposten bei Airbus behalten: Die Aktionäre des Flugzeugbauers sollen den Manager auf der Hauptversammlung im kommenden Jahr in seiner Funktion bestätigen. Unterdessen arbeitet die Airbus-Spitze daran, ihre Produktions- und Gewinnziele in diesem Jahr zu erreichen und den immer weiter wachsenden Berg an Flugzeugbestellungen abzuarbeiten. Das erweist sich alles andere als einfach.

So hatte sich Faury Ende Juni wegen der anhaltenden Engpässe bei Zulieferern von seinem Plan verabschiedet, in diesem Jahr 800 Passagierjets auszuliefern. Selbst die jetzt geplanten 770 Jets erweisen sich als Herausforderung. "Wir hoffen, dass wir am Ende des Jahres keine Segelflugzeuge bauen müssen", sagte Faury mit Blick auf die Lieferprobleme der Triebwerkshersteller.

An Aufträgen mangelt es dem Konzern nicht: Ende September saß Airbus auf Bestellungen über fast 8750 Passagier- und Frachtjets. Bei den Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo ist der Hersteller bis Ende des Jahrzehnts ausgebucht.

Nach etlichen Verzögerungen lieferte er Ende Oktober zudem das erste Exemplar der A321XLR aus. Die neue Variante des Mittelstreckenjets A321neo ist der kleinste Langstreckenjet der Welt. Erste Abnehmerin ist die zum IAG-Konzern <ES0177542018> gehörende spanische Fluggesellschaft Iberia.

Den Ausbau der gesamten A320neo-Produktion hatte Airbus im Juni ein weiteres Mal verschoben. Wegen der Engpässe bei Zulieferern soll die angepeilte Produktionsrate von 75 Maschinen pro Monat erst 2027 erreicht werden. Auch beim Ausbau der Produktion des Großraumjets A350 könnte es Probleme geben, ließ Faury am Mittwoch wissen. Im Jahr 2028 will Airbus monatlich zwölf Maschinen der Reihe bauen.

Gar nicht rund lief es zuletzt in der Raumfahrtsparte. Wegen enormer Verluste im Satellitengeschäft will der Konzern bis zu 2.500 Stellen streichen, wie Mitte Oktober bekannt wurde. Weil die Kosten des Bereichs explodierten, hatte Faury im Juni auch sein Gewinnziel für den Gesamtkonzern zusammengestrichen: Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) soll statt der ursprünglich angepeilten 6,5 bis 7 Milliarden Euro seither nur noch 5,5 Milliarden Euro erreichen.

An seinen gekappten Zielen hält Faury auch jetzt noch fest - auch wenn Airbus nach neun Monaten erst 497 Passagierjets an seine Kunden übergeben hat. Die Zahlen vom Oktober liegen noch nicht vor. Doch für November und Dezember erwartet Faury bereits ähnliche Herausforderungen wie in den vergangenen Jahren. Da hatte das Unternehmen innerhalb eines Monats wiederholt mehr als 100 Flugzeuge ausgeliefert.

Finanziell lief es für Airbus im dritten Quartal jedenfalls wieder deutlich besser. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 15,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 983 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) wuchs sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten klar./stw/zb/Stk

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