ROUNDUP 2: Maue Nachfrage belastet Evotec - Management: Sind auf richtigem Weg
(neu: Aussagen aus der Analystenkonferenz, weiterer Analyst, Kurs aktualisiert)
HAMBURG (dpa-AFX) - Die schwache Nachfrage im Bereich der Wirkstoffforschung setzt dem Evotec <DE0005664809>-Konzern mitten in seinem Umbau einen Stolperstein in den Weg. Im ersten Halbjahr hatten die Hanseaten in dem Bereich mit Umsatzeinbußen zu kämpfen und trotz Kostensenkungen vergrößerte sich der operative Verlust weiter. Evotec-Lenker Christian Wojczewski, der seit seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr den Konzern umbaut, zeigte sich nichtsdestotrotz mit der bisherigen Restrukturierung zufrieden. Die im MDax <DE0008467416> notierte Aktie konnte anfängliche Gewinne nicht halten und stand am Mittwochnachmittag zuletzt mit rund einem Prozent im Minus.
"Wir sind mit der Umsetzung unserer Strategie auf dem richtigen Weg: Evotec macht bedeutende Fortschritte in Richtung eines nachhaltigen und profitablen Wachstums", sagte der Manager zur Wochenmitte anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen. Dabei verwies er insbesondere auf ein starkes Wachstum der Biotech-Tochter Just-Evotec Biologics. Diese habe die eigenen Erwartungen übertroffen, sagte er am Nachmittag auf einer Analystenkonferenz.
Zudem kommt der Konzern mit seinen millionenschweren Kostensenkungen besser voran als gedacht. 2025 sollen nun mehr als 60 Millionen Euro eingespart werden, zehn Millionen mehr als noch nach dem ersten Quartal angekündigt, hieß es.
Die Tochter Just-Evotec Biologics konnte den Angaben zufolge im ersten Halbjahr ihren Umsatz um 16 Prozent steigern. Dies reichte aber nicht, um die Einbußen im größeren Standbein der Wirkstoffforschung und präklinische Entwicklung auszugleichen. Der Bereich hat laut Evotec mit dem schwachen Marktumfeld zu kämpfen - nachdem in der Pandemie viel Geld in die Wirkstoffsuche geflossen war, ist hier die Investitionsbereitschaft zum Teil noch gedämpft. Negativ komme derzeit für den Bereich hinzu, dass die Umsätze mit Pharmapartnern zeitlich gestaffelt seien. Erholung ist für die Sparte nach Unternehmensangaben ab 2026 zu erwarten.
Konzernweit sank der Erlös um fünf Prozent auf rund 371 Millionen Euro. Wegen der Schwäche in der Wirkstoffforschung habe Evotec die Erwartungen am Markt verfehlt, schrieb RBC-Analyst Charles Weston. "Die strategische Neuausrichtung hat noch kein breit angelegtes Wachstum gebracht", resümierte Analyst Christian Ehmann von Warburg Research.
Das Management bestätigte unterdessen seine Mittelfristziele, ebenso wie seine bereits im Juli angepassten Prognosen für das laufende Jahr. Damals hatte das Unternehmen den Umsatzausblick für 2025 gesenkt. Für das Gesamtjahr werden demnach 760 bis 800 Millionen Euro als Konzernerlös erwartet, nach 797 Millionen Euro im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis soll hingegen dank des Umbaus von im Vorjahr 22,6 auf 30 bis 50 Millionen Euro steigen.
Damit muss die zweite Jahreshälfte für Evotec nun erfolgreich werden. Denn im ersten Halbjahr verschlechterte sich das für die Prognose relevante bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) trotz Kostensenkungen auf minus 1,9 Millionen Euro - nach minus 0,5 Millionen ein Jahr zuvor. Unter dem Strich reduzierte sich jedoch der Verlust von zuvor minus 115,6 auf minus 75,1 Millionen Euro. Das Vorjahr sei vor allem durch hohe einmalige Restrukturierungskosten belastet gewesen, hieß es zur Begründung.
Evotec war nach der Corona-Pandemie in die roten Zahlen geschlittert, unter anderem belasteten hohe Kosten für den Aufbau zweier moderner Fabriken für biotechnologisch hergestellte Arzneiwirkstoffe in den USA und Frankreich. Der seit Juli 2024 amtierende Wojczewski steuert aktuell mit den Kostensenkungen und einer neuen Strategie gegen. Im April hatte er verkündet, dass Evotec sich künftig auf hochwertige Dienstleistungen und Therapiegebiete konzentrieren will und das Projekt-Portfolio um etwa 30 Prozent reduziert werden soll.
In diesem Sinne hatte der Konzern Ende Juli seine Absicht verkündet, den Standort von Just-Evotec Biologics im französischen Toulouse, wo auch eine der neuen Fabriken steht, an den Schweizer Generikakonzern Sandoz zu verkaufen. Zuvor war bereits ein Standort in Österreich geschlossen und eine Produktion im westfälischen Halle verkauft worden. Durch den Verkauf des Toulouser Standorts winken dem Konzern rund 300 Millionen Dollar in bar.
Allerdings haben beide Unternehmen bislang lediglich eine nicht bindende Vereinbarung unterzeichnet. Der Abschluss der geplanten Transaktion stehe weiterhin unter dem Vorbehalt einer Befragung der Mitarbeiter, hieß es in der aktuellen Mitteilung. Diesen muss früheren Angaben zufolge ein Vorkaufsrecht eingeräumt werden. Auch die Behörden müssen sich noch äußern, was im vierten Quartal erwartet werde./tav/lew/he