Bitkom warnt: Deutschland braucht mehr eigene Rechenzentren
HANAU (dpa-AFX) - Deutschland braucht nach Einschätzung des Digitalverbandes Bitkom viel mehr eigene Rechenzentrums- und Cloud-Kapazitäten, wenn es seine digitale Souveränität stärken und weniger Abhängigkeit von Ländern wie den USA und China will. "Innerhalb Europas verfügt Deutschland über die höchsten Rechenkapazitäten", sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst der Deutschen Presse-Agentur. Aus internationaler Sicht verliere der Standort Deutschland aber eher an Bedeutung.
"Es ist höchste Zeit gegenzusteuern. Ohne Rechenzentren keine digitale Souveränität", sagt Wintergerst. Dies werde angesichts der aktuellen geopolitischen Krisen überdeutlich. So wachse auch in der deutschen Wirtschaft die Sorge vor einer zu hohen Abhängigkeit von Cloud-Diensten aus dem Ausland.
Laut Bitkom ist die Metropolregion Frankfurt Deutschlands Rechenzentrums-Standort Nummer eins: Aktuell konzentriert sich hier eine IT-Anschlussleistung von rund 1.050 Megawatt, was mehr als einem Drittel der deutschen Gesamtleistung entspricht. Demnächst wird ein neues Großrechenzentrum in Hanau 180 Megawatt - also gut ein Sechstel der aktuellen Leistung im Rhein-Main-Gebiet - draufpacken.
Milliardeninvestition
Rund zwei Milliarden Euro wird der französische Data4-Konzern in den Standort investieren. Mit der symbolischen Grundsteinlegung haben Vertreter aus Politik und Wirtschaft den Bau des neuen Rechenzentrums, das auf dem Gelände einer ehemaligen US-Kaserne entsteht, am Montag auf den Weg gebracht. Das Rechenzentrum in Hanau solle einer der leistungsstärksten, nachhaltigsten und innovativsten Standorte Europas werden und einen Beitrag zur digitalen Souveränität und Zukunft des Kontinents leisten, sagte Konzernchef Olivier Micheli./mba/DP/stw