Technische Analyse

DAX - Handelsdeal oder Handelsdiktat?

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Trend-Perspektive und Wahrscheinlichkeit: Abwärts DAX 60%

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Der DAX konnte am Vortag in der ersten Euphorie nach dem US-EU-Handelsdeal deutlich ansteigen, prallte aber wie erwartet doch wieder am oberen Fibonacci-Fächer im Monatschart im Bereich von 24.500/24.600 Punkten wieder nach unten ab. Aktuell notiert der wieder unter der Marke von 24.000 Punkten und könnte das Verlaufshoch der Aufwärtsbewegung am oberen Fibonacci-Fächer im Monatschart erreicht haben. Zumal im August ja auch die bearishe Saisonalität beginnt, die üblicherweise bis Anfang Oktober läuft. Am Vortag hieß es: „Möglicherweise steigt der Aktienmarkt, besonders nach dem Deal zwischen EU und USA, noch etwas an, aber vielleicht tritt auch schnell Ernüchterung ein und nach dem Motto „Sell the news“ kommt es zum Abverkauf.“ Es kam so, wie bestellt. Im 2-Stundenchart ist der DAX zudem unter seinen 200er-EMA bei aktuell 24.080 Punkte gefallen, der zuvor immer wieder als Auffangmarke diente. Gegenbewegungen könnten bereits an diesem 200er-EMA auslaufen, bevor es dann weiter abwärts geht.

Der Handelsdeal zwischen den USA und der EU, oder besser das Handelsdiktat, sieht für die meisten EU-Importe in die USA gilt künftig ein Basiszoll von 15% vor. Für Autoprodukte, Halbleiter und Pharma konnten höhere Zölle abgewendet werden. Für Stahl und Aluminium bleiben die US-Zölle bei 50% bestehen. Der BDI nennt das Abkommen schmerzhaft, viele Branchenverbände sprechen von einer Gefahr für Exporte und Wettbewerbsfähigkeit. Wobei besonders Deutschland ohnehin schon unter sehr hohen Energiepreisen zu leiden hat. Neben den direkten Zöllen soll die EU in den kommenden Jahren zudem US-Energie für 750 Milliarden Dollar importieren. Damit nicht genug, sollen auch EU-Investitionen in den USA im Volumen von 600 Milliarden Dollar stattfinden. Also ein Geldtransfer, ex Zölle, im Volumen von alleine 1,35 Billionen Euro zu Gunsten der USA. Umgekehrt wurden hingegen keine US-Investitionen, noch nicht einmal in kleinster Größenordnung, in der EU vereinbart. Dazu kommt das Billionen-Investitionsprogramm der neuen Bundesregierung, sowie der bereits zuvor vereinbarte Kauf von US-Rüstungsgütern im Volumen von 20 bis 25 Milliarden Euro. Man wundert sich, worüber bei dieser totalen Kapitulation der EU überhaupt mit den USA verhandelt wurde. Die Schwäche der EU ist bedauerlich, aber teilweise auch selbst verschuldet. Hat man in den Vorjahren immer wieder die Abhängigkeit der Deutschlands und der EU von russischen Gasimporten (zu immerhin niedrigen Preisen) bemängelt, ist nun der Abhängigkeitstransfer der EU und Deutschlands von Russland zu den USA offensichtlich. Wobei Washington seine Machtposition global stark ausnutzt, wie man nicht nur am Beispiel der EU und Japans gesehen hat, sondern vor allem auch an den massiven Forderungen gegenüber der bedrängten Ukraine. Man fragt sich bei diesen Forderungen, gegen wen die Ukraine eigentlich Krieg führt, gegen Russland, dass unter anderem massive Gebietsabtretungen fordert, oder indirekt diplomatisch auch gegen die USA? Es gibt Berichte, dass die USA erheblichen wirtschaftlichen Einfluss auf Hafenanlagen und kritische Infrastruktur in der Ukraine einfordern, um diese als Sicherheiten und strategische Drehpunkte für Exporte und Handel zu nutzen. Die USA haben Zugang zu fast allen wichtigen ukrainischen Mineralien (darunter seltene Erden, Titan, Uran, Lithium, Graphit, Mangan) verlangt. Es wurde ein gemeinsamer Fonds eingerichtet, der den USA teilweise Verfügungsrechte über diese Vorkommen gibt. Die USA erhalten einen Anteil an der Förderung und Vermarktung. Vorgesehen ist meist, dass die Ukraine 50% ihrer Einnahmen aus Förderlizenzen und Rohstoffverkäufen an den Fonds zahlt. Die USA beanspruchen weiterhin ein Vorkaufsrecht auf exportierbare Rohstoffe. In Vertragsentwürfen wird auch die Einbeziehung von Flughäfen als kritischer Infrastruktur zugunsten amerikanischer Investoren oder der US-Regierung genannt. US-Präsident Trump hat öffentlich die Übertragung ukrainischer AKWs in amerikanisches Eigentum vorgeschlagen. Das unterstreicht den Eindruck, dass die Ukraine Spielball Russlands und der USA geworden ist. Die EU ist hingegen bisher anscheinend nur Spielball der USA. Bei den Einzelaktien stehen heute unter anderem Quartalszahlen von Starbucks, Booking, UnitedHealth, Boeing, VISA und PayPal sowie die Halbjahreszahlen von Redcare, Stellantis, Kering und L’Oreal sowie die Jahresergebnisse von Procter & Gamble zur Veröffentlichung an.

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Handelsmöglichkeiten

Im DAX ist die Lage weiterhin sehr überhitzt und der Raum für weitere Kursgewinne wahrscheinlich durch den oberen Fibonacci-Fächer im Monatschart limitiert. Es sei denn der DAX bricht nach oben durch und baut die Überhitzung damit weiter aus, was Long-Positionen dann noch spekulativer machen würde. Weitere Hinweise zum DAX-Tagesverlauf gibt es im Kommentarbereich des ING Markets Morning Call-Videos auf YouTube (unter dem Video). Bitte Money- und Riskmanagement beachten und ein Überhebeln vermeiden!

Widerstände: 24.000 / 24.250 / 24.500 Punkte

Unterstützungen: 23.930 / 23.600 / 23.440 Punkte

Produktauswahl

Long: NB196B und NB18M0

Short: NB2EH0 und NB2FQR

Weitere Informationen zum DAX erhalten Sie im Morning Call von heute Morgen hier:
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